Galerie im Centre
Göttingen 62 – 71

Materialsammlung und
Ausstellungsverzeichnis


Bearbeitet von M. Graver



Stand: 31. Januar 2022


Worte über die Galerie im Centre
1. Gerhard Bodenstein (Miniröcke & Maxibauten, die 60er, Städtisches Museum, Göttingen 1992)
2. Helwig/Kolle/Schrödter (Göttingen, die 60er, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000)
3. APEX-Team (10 Jahre APEX, 10 Jahre Centre, Göttingen 1981)
4. Helmut Busse (Bescheinigung im Stadtarchiv Göttingen, 1968)
5. Udo Breger (Kulturstadt Göttingen, 1969)
6. Alf Lierse (Kulturstadt Göttingen, 1969)
7. goest.de
8. Bazon Brock (20.08.2021)
9. Michael Badura (15.01.2022)
10. Attersee (25.01.2022)

1 »Kennt er KENTER? / Wie war das eigentlich 1957? Gab es schon 5000 Studenten an der Uni? Vielleicht gerade - das DT natürlich unter Hilpert - das JT in Gründung - die Göttinger Filmateliers - wenn man Glück hatte, also Ellen Schwiers, Dieter Borsche, Ruth Leuwerik, Carl Raddatz, Heinz Erhardt - und manchmal war ich Komparse für 20 DM den Tag. Studentenkneipen? Szene? Fehlanzeige! Statt dessen: Viele Vereinigungen mit Farbenband und Tönnchen, dazu der bierselige Bullerjahn im Ratskeller zweimal wöchentlich, die alte Burschenherrlichkeit vielstimmig gegrölt und zugesoffen! Vielleicht eingie Originale am späten Abend im Engel (heute: Nudelhaus), im Kleinen Ratskeller, Gambrinus, bei Just - Spiegeleier mit Bratkartoffeln, Eisbein für die Reichen - bürgerlich bis in den Morgen. / 1957 fing das an: In Geismar traf ich ander Bushaltestelle Willi mit seiner Trompete auf dem Weg zur Probe. Salty Water Cats hieß eigentlich seine Gruppe im Norden, hier wolle man gerade etwas gründen! Sein Weg führte uns zu einem Übungsraum im Keller des Evangelischen Studentenheims in der Bürgerstraße. Jazz - ddas war aufregend und irgendwie existentialistisch, halbstark und doch intellektuell! Blues und Boogie, Bebop udn Cool, für Leute mit Brisk in der Locke auch schon Rock'n Roll. Wir waren da aber Puristen - mit Jeans natürlich - und: "Jatzer tragen Levis Jeans!" - sagte mein Freund Jürgen - und machte ein ernstes Gesicht. / Von der Uni der "Göttinger Apell" gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, unterzeichnet u.a. von Born, Hahn, Heisenberg und C.F. von Weizsäcker. Das sei keine wissenschaftliche Erkenntnis, so die unwirsche Antwort aus Bonn. Wir suchten derweil nach einem Raum für den Jazz udn uns und fanden eine alte Kegelbahn im Rosdorfer WEg 42 auf dem Hinterhof. Theke bauen,eine kleine Bühne, streichen, ausbessern, eingie Stühle, drei Sofas, ein Klavier, Bierfässer als Tische - alles geschenkt - Plattenspieler, Kerzen in bauchigen Chiantiflaschen, Lampen aus Maschendraht, ein Kohleofen - Toiletten über den Hof. Silvio, der Jurist, riet zur Vereinsgründung. / So geschah es. Die studentische Vereinigung CENTRE wurde amtsgerichtlich eingetragen, ein Vorstand gewählt, und sonnabends tauchte - wenn auch nicht regelmäßig - ein Zettel am Schwarzen Brett der Mensa auf: CENTRE heute ab 20 Uhr - es spielen die HOT CABIN JAZZMEN. Dann, abends, Struttin' with some Barbecue, China Boy, Everybody Loves my Baby - und mein Freund WIlli spielte wie Muggsy Spanier. Im "Kenter" - das sprach sich schnell rum - ging die Post ab! Wo auch sonst? / 1958: Kampf dem Atomtod, Sputnikschock und Bill Haley. 1959: Fidel Castro in Havanna und Count Bacie. 1960: Das KENTER weitgehend schuldenfrei, regelmäßig Jazz am Wochenende. / Dann die sechziger Jahre: Zunächst ein Schloß für das Bierlager zur Schwundbekämpfung, ein neuer Vorstand, andere Preiskalkulationen, Öl- statt Kohleofen - das "Wirtschaftswunder" erreichte uns, wir setzten auf Wachstum! Heinz Raumschüssel, ein Germanist und Neigungen zu Heine, Fontane und Villon, forderte an die Theke Autorenlesungen. 1961 - Mauerbau - Heinz überzeugte uns. Die erste Lesung fand im Januar 1962 mit VauO Stomps statt. VauO hatte während der Weimarer Republik die Rabenpresse in Berlin ediert und Kontakte zu Brecht, Benn, Kubin, Meidner u.a. unterhalten; 1933 mußte er aufgeben. Jetzt lebte er als Schriftsteller udn Verleger bibliophiler Bücher in Stierstadt im Taunus. VauO las Fabeln, diskutierte, erzählte, setzte auf DIE JUNGEN, war faszinierend - Heinz hatte gewonnen. Danach gleich weitere Lesungen und Gerhard Zwerenz, Volker von Törne, Uve Schmidt und Hubert Gersch. Die politische Verantwortung des Schriftstellers war Thema: Jazz und Lyrik unsere neue Kombination. / 1962 im Dezember - Heinz hatte ein weiteres Projekt durchgesetzt: Helle Wände statt Wolkenkratzer-Silhouette, Lichtstrahler, ein erwartungsfrohes Publikum - Werner Schreib, Teilnehmer der documenta II, eröffnete die GALERIE IM CENTRE mit einer Ausstellung von Thomas Bayrle und Bernhard Jäger, beide aus Frankfurt. "Kaum zu glauben - jubelte sogar das Tageblatt - eine neue Galerie in Göttingen, eine Galerie für moderne Kunst gar, von studentischem Elan getragen und hineingesetzt in die stimulierende Umgebung eines Versammlungsraumes, der keinem Existenzialistenkeller an Kolorit nachsteht, wo Jazz trocken serviert wird, Lyrik und Bierkonsum sich nicht ausschließen und bei Diskussionen das dialektische Florett mehr gilt als die Plempe rhetorischer Gemeinplätze." So der Freund und Förderer Alf Lierse damals! Das war noch Journalismus! Und wir waren zu dritt: Jazz - Literatur - Bildende Kunst. / Vernissagen, Lesungen, alter und neuer Jazz, dann Marionetten, Photographie, Flugblätter, Wandzeitungen, Mappenwerke, Aktionen - all das nie in isolierter Distanz, sondern aufeinander bezogen und doch kontrastreich inszeniert. Der KENTER-Besucher konnte den Künsten nicht ausweichen, er tauchte in sie ein und kam selten unbeschädigt davon. Schon in den nächsten drei Jahren viele Namen, die sich meist erst später durchsetzen sollten: Wolfdietrich Schnurre, Martin Walser, Bazon Brock, Reimar Lenz, Franz Mon, Jakov Lind, der unvergessene Günter Bruno Fuchs, der wegen fortgeschrittener Trunkenheit siene Tinkermeditationen nicht selbst lesen konnte, Christoph Meckel, die 'Rixdorfer Drucker' Uwe Bremer, Ali Schindehütte, Joso Vennekamp und Arno Waldschmidt, stets korrekt in Schwarz-Weiß mit Hang zu Fußball, Korn und Swingmusik, nicht zuletzt die Göttiger: Der kunstbessene Henr Hinsch mit seinen Materialbildern und Plastiken, Alfred Pohl mit spannenden Holzschnitten und all die anderen, die diskutierten, mitmachten, fotografierten, sangen, tanzten und tranken ... Natürlich der Jazz! Oldtime am Sonnabend mit vielen auswärtigen Bands: Papa Ko's Jazzin' Babies, die Barrelhouse Jazzband, Spree City Strompers, Jailhouse, Mountain Village, Canal Street, Seatown Seven usw. Frühschoppen am Sonntag, alle wollten mehr hören, und wir mußten zwischendurch saubermachen, Bier nachstellen, Musiker wecken ... Unsere Hot Cabin's - Wild Bill Willi, Bonald, Hans, Peanuts, Goofy, Rolf, Foscher, Axel, Glenn, Adan, Buddha und die adneren - und 'Speedy' hermann, die Bluesröhre, der manche Texte einfach nicht behaltne konnte - school days, school days ... Zunehmend die Jazzmoderne: Albert Mangelsdorff - versteht sich - Klaus Doldinger auf der Suche nach einer neuen Identität, Gunter Hampel an der Schwelle zum Free Jazz, Wolfgang Dauer, Hans Koller, Joachim und Rolf Kühn, Manfred Schoof, Alexander von Schlippenbach, Joe Pentzlin, Jean Luc Ponty - und viele illustre Namen mehr. Warum sie alle kamen? Das Geld kann es eigentlich nicht gewesen sein, denn die Gagen lagen zwischen 200 und 450 Mark für Auswärtige, Göttinger bekamen bestenfalls den Eintritt sowie einige Flaschen Bier - den Korn anch getaner Arbeit, damit diese nicht leide. Vielleicht war es ja wirklich die herzliche und anregende Atmosphäre, das unverkrampfte, meist zahlreiche Publikum, vielleicht der Mensa-Eintopf für die Musiker - oder einfach die hübschen Göttingerinnen - wer weiß?! / 1965: Elf Jahre Krieg in Vietnam, die Stadt wurde autogerechter, die Galerie im CENTRE drei Jahre alt. Helmut Heissenbüttel las, daneben auf dem Sofa der Berliner Szenemaler und Trödelhändler Kurt (Kurtchen) Mühlenhaupt, dessen Bilder höchst eigenartig mit Heissenbüttels Texten kontrastierten. Dann: Hubert Fichte, Karl Krolow, H.C: Artmann, Peter O. Chotjewitz, Guntram Vesper - nicht schlecht - oder? Heinz stellte seinen ersten bibliophilen CENTRE-Almanach vor, der unter dem sehr treffenden Titel CENTAUR die Galeriearbeit der ersten Jahre dokumentiert und 37 Künstler vereint, darunter auch Grass und der früh verstorbene Bobrowski. Die winzige Auflage von 35 Exemplaren war sofort vergriffen, ich ergatterte als Vorstandsmitglied das Exemplar Nr. 3. Christoph Derschau wurde neuer Leiter der Galerie. / Danach einfach irrwitzige Jahre: 1966 - CENTAUR II und Barlissiade, Examen und Heirat. 1967 - Schah-Besuch, Benno Ohnesorg erschossen, Demos, 10 Jahre CENTRE. 1968 - Abriß der Reithalle, Umbau im KENTER, Notstandsgesetze, Rudi Dutschke angeschossen ... Jedoch der Reihe nach! / 1966 war vielgipflig: Lesungen mit Lothar Baier, Wolf Wondratschek, Peter Rühmkorf, Günter Herburger, Gerhard Rühm; Ausstellungen von Werner Schreib, Peter Tuma, Gralf-Edzard Habben, Horst Baerenz u.a. - weiter Jazz, jetzt mit den eruptiven Klängen von Peter Brötzmann (maschine gun), der Drum-Performance von Hnas Bennink - wie aus einer anderen Welt - Paul Levens, Irene Schweizer - daß Klaviere das durchhalten - Stu Martin, Fred van Hove ... etwas weniger Oldtime, mehr Modernes - wir waren halt neugierig. Dafür hatten wir nun täglich geöffnet, das Geld mußte verdient werden. Eisschränke wurden gekauft, der Gang zur Städtischen Brauerei, um Stangeneis zu holen, fiel der Moderne zum Opfer. Meine Wohnkommune in der Königsallee löste sich auf, Konrad, der treue Weggefährte, ging mit Pedro nach Berlin, Reinhard Rock übernahm die Galerie, und Heinz präsentierte den CENTAUR II als Dokument der letzten Jahre mit Lyrik, Texten und Drucken. Ein Gedicht daraus war für viele von uns sicherlich zutreffend - Günter Kunert schrieb: / Schlafwandelndes Selbstportrait / Innerhalb meines abendlichen Gehirnes / Schlürft ein Schatten umher / Auf abgelaufenen Füßen / Eine kleine undeutliche Laterne in / Der Hand und immer im Kreise. / Erkennte ich ihn wüßte ich eher / Wer ich bin und wer nicht. / Jedoch - das Licht wurde heller und der Weg ein wenig gerader: Mit Michael Badura, der in Barlissen - einige Kilometer südlich von Göttingen - Termitenhaufen fotografierte, die Welt einweckte, seltsame Klumpen aus Kunststoff, Zemet und Draht zu hierarchischen Objekten verbaute, zu Vorhängen, Häusern oder Ketten - mit der Forderung an die Besucher, einzugreifen, auszuwechseln, zu bewegen -, mit Michael organiserten wir zwischen Schweinekoben, Heuleitern und Hofgarten die BARLISSIADE '66: Lesungen in der Scheune und vom Dachfirst mit Adolf Muschg, Dietmar Becker, Wondratschek, Baier, Rühm und all den andern, Bilder und Objekte von Badura Bayrle, Eggers, Hinsch, Klomsdorff, Habben ... dazu Musik, Experimentalfilme, akustische Signale - wir waren da - und die Städter zogen in Scharen aufs land. / 1967: Zehn jahre seit der Gründung! Wir organisierten und feierten zusammen mit dem Jungen Theater das gemeinsame Jubiläum. Zu den Höhepunkten in beiden Häusern zählten sicherlich Barbare mit ihrer unvergessenen Hommage à Göttingen (et Hermann), Aviva Semadar, Franz-Josef Degenhardt, Hanns-Dieter Hüsch, Peter Handke - aus Anlaß seiner 'Publikumsbeschimpfung' - Wolfgang Bauer, das Manfred Schoof Fünftett sowie die Ausstellungen von Friedrich Meckseper und Paul Wunderlich. Papa Ko spielte überall, im KENTER, beim großen Rohns-Ball, vor der Stadthalle und beim Fußballspiel CENTRE contra Rixdorfer Balltreter auf dem Rot-Weiß-Platz. Die Berliner gewannen nach Kampf 1:0, hatten uns jedoch vor Spielbeginn mit Rixdorfer Galgen zugeprostet, einem Schnaps (55% Alc.), der uns mangels Übung die Luft nahm. Dafür boten wir anschließend bei der amerikanischen Versteigerung ihrer Grafiken und Texte selten mehr als 2 Mark. Außerdem in diesem Jahr Ausstellungen mit Werner Nöfer, Rupprecht Geiger, Nikolaus Jungwirth, K.P. Brehmer und Jiri Anderle, Lesungen mit Reinhard Lettau, Hans Christoph Buch, Robert Wolfgang Schnell und Wolfgang Bächler, Jazz mit ... Udo Breger übernahm die Leistung der Galerie. / 1968: Ein Jahr, das politisch gleichsam für einen Neubeginn stehen soll. Betrachten wir es also politisch: Siegrif Neuenhausen - politische Grafik, Dieter Glasmacher - politische Aktionen und Bilder, Joseph Beuys stellte mit Johannes Stüttgen seine Deutsche Studentenpartei vor, er plädierte programmatisch für die Aufhebung der Grenzlinie zwischen Kusnt und Politik, Kunst und Wissenschaft, Kunst und Warenproduktion, Kunst und Alltag: Leben ist Kunst, jeder ist Künstler, sein Tun müsse nur kreativ sein. Der erweiterte Kunstbegriff von Beuys erzeugte merkwürdige Irritationen! Hatten wir nicht schon immer diese Grenze einreißen wollen? Waren wir gar alle Künstler? Oder mußten wir erst noch an seine Kunstakademie nach Düsseldorf? Ein wenig selbstbewußter wurden wir schon - schaut her, wir sind kreativ, ihr seid tot! Danach mit dem Kunstverein 'Aktuelle Kunst aus Hambrug', dabei die Zebra-Leute Asmus, Nagel, Ullrich und Störtenbecker und die von der Neuen Landschaft: Leinhammes, Lausen, Laute, Nöfer u.a. Schließlich der Umbau, drei Monate Arbeit am Bau, neues Dach, neuer Eingang, neue Toiletten und Wände. Ein wneig anders sollte es schon werden, Stroboskope für die Disko, Michael Badura baute seine 'Hängenden Gärten' hinter die Theke, Light-Show-Einrichtungen werden gekauft ... - dann ging es weiter im oktober: Zeichnungen und Serigraphien von Christian Ludwig Attersee (Wien), Sitzbiler von Otto Dressler (München), Radierungen und Zeichnungen von Ali Schindehütte und Katinka Niederstrasser (Hamburg), Brötzmann und Joe Viera, die White Eagle, Papa Ko, Blackbirds of Paradiese - alles beim Alten!? / 1969 änderte sich dann doch einiges: Aktionen aktivieren! Bei DO IT NOW steht das Publikum im leeren KENTER vor Pinseln und Farben. Erst zögernd - dann begeistert - klein und groß, gegenstädlich und abstrakt, monochrom und expressiv - Wände - Fußboden - Decken - Balken: Wir mußten drei Tage renovieren. Objekte von Fongi, Strümpfe und Strumpfverwandtes von Stöver, Filme von Andy Warhol. Wenn ich mich recht erinnere: Professor von Hentig und Wolfgang Eßbach diskutierten die 'Pädagogik der Revolution', Jens Litten (!) und Hans-Jürgen Krahl zum Thema 'Revolution der Parteien oder Partei der Revolution', Professor Colpe zu 'Kirche und Revolution' - politisch war es immer, jetzt aber schien es, als habe 1968 im Frühjahr '69 stattgefunden. Auf dem Plattenspieler nun häufiger Velvet Underground, Jimi Hendrix, Spooky Two - erste und weitere Drogenprobleme - die Stunde der Chemiker - auf der Bühne Mani Neumeiers Guru Guru Groove, die Xhol Caravon, Checkpoint Charlies, Carthasis, Amon Dül - eine Mischung aus Underground, Mixed Media, politischem Aktivismus, sozialkritischem Engagement und neuem Mystizismus. Die Negation erzeugte ihre Negation! Sektiererische Verhaltensformen bei vielen! Anything goes - oder der Vorgriff auf die Postmoderne? Dann die BARLISSIADE '69 mit u.a. Renate Sautermeister, Timm Ulrichs, Konrad Mätzig, Joachim Palm, Klaus Staeck, Bern Löbach, Gerd Rokahr udn natürlich Michael Badura - und die letzte Ausstellung der Sechziger: Der 3. ALMANACH DER GALERIE IM CENTRE dokumentierte die Jahre 1967-69 und enthält von der Radierung bis zu Tonband und Objekten die verschiedensten Schulen und Themenkreise, eher chaotisch als systematisch, ein Zeitspiegel in Kassettenform. / Das waren die Sechziger im KENTER. Wie es weiterging? Zwei Aktionen von 1971 sind mir noch im Kopf: Ende März spielte Papa Ko mit seinen Oldtimern plötzlich Free Jazz! Das Publikum - sauer - ging vorzeitig - die draußen glaubten es nicht - der Laden schnell wieder voll - schnell wieder eler! Danach schrieb uns Ko: "antiautoritäre Tendenzen reflektierend wurden aus Papa Ko's Jazzin'Babies - ko-operators - und der New-Orleans-Jazz wurde zu free-orleans umfunktioniert." Die meisten Bandmitglieder verließen Ko. Später: Hein Hoop hatte einen 7,5 Tonner mit Nordseeschlick angefahren. Die Gäste der Vernissage standen etwas ratlos und barfuß in 20 cm tiefen Watt: Ebbe! Und die Nordsee kam nicht wieder. Zunehmender Drogen- und Kommerzialisierungsdruck - keine Hilfe von der Stadt - viel Arbeit für mich an der Uni. Irgendwann im März oder April '71 verließ ich das KENTER. Der Laden existierte noch bis etwa '75 vorwiegend als Disko mit Live-Musik. Ich war nie wieder dort. / Mit Hagen und einigen Freunden bauten wir an einem neuen Projekt: Das APEX wurde im Dezember 1971 eröffnet. Wir wußten, daß die Meßlatte hoch lag!« George, heute: Professor Dr. Gerhard 'George' Bodenstein in: Hans-Georg Schmeling (Hg.): Maxibauten - Miniröcke. Die sechziger Jahre in Göttingen. Texe und Materialien zur Ausstellung im Städtischen Museum. Göttingen, 1992.S. 114-120.

2 »Die Erfolgsgeschichte des "Centre" (sprich: Kenter) beginnt 1957 mit dem Umbau einer Kegelbahn auf dem Hinterhof des Hauses Rosdorfer Weg 42. Junge Göttinger - als "Studentische Vereinigung Centre" ins Vereinsregister eingetragen - schaffen sich hier einen geeigneten Ort, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Am Wochnende werden Jazzkonzerte veranstaltet. Zur Musik kommt 1962 - in Form von Autorenlesungen - die Literatur hinzu und im Dezember desselben Jahres folgt mit der "Galerie im Centre" die Bildende Kunst. / Aus der alten Kegelbahn wird so in wenigen Jahren ein Tempel der zeitgenössischen Kusnt. Ausgelassen, trunken und laut werden hier avantgardistische Riten praktiziert, die nichts mit den besinnlichen und bestuhlten Hochkulturinszenierungen in der Stadthalle gemein haben. Die Namen der Kulturschaffenden, die sich in den sechziger Jahren ins Gästebuch des "Centre" eingetragen (haben), beeindrucken: Günter Bruno Fuchs, Albert Mangelsdorf, Klaus Doldinger, Hubert Fichte, Martin Walser, Bazon Brock, Gunter Hampel, Karl Krolow, H. C. Artmann, Gralf Edzard Habben, Guntram Vesper, Peter Rühmkorf, Joseph Beuys, Peter Handke, Timm Ulrichs, Guru Guru, - um nur einige zu nennen. Anfang der siebziger Jahre beginnt der Stern des "Centre" zu verlöschen; es verwandelt sich in in Diskothek, in der gelegentlich noch Konzerte stattfinden. Unter denen, die das Gesicht des "Centre" geprägt haben und ihm nun den Rücken kehren, ist Georg Bodenstein. Im Dezember 1971 eröffnet dieser zusammen mit Freunden das "Apex", das zum würdigen und ebenbürtigen Nachfolger des "Centre" wird. Dessen Ruhm lebt jdoch weiter. Noch Jahre später, nachdem es längst "Podium" heißt, sprechen dessen zumeist langhaarigen Stammgäste immer noch vom "Kenter", wenn sie ihre Verabredungen für den Abend treffen.«, Frank Helwig, Andreas Kolle und Frank Schrödter: Göttingen - ereignisreiche Zeiten - die 60er Jahre, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000. S. 46f.

3 »Welche Vorgeschichte hat das [apex]? Tatsächlich gibt es eine lange Vorgeschichte, und um über das APEX zu sprechen, muß man diese schon etwas kennen. Da war zunächst die Gründung einer studentischen Vereinigung hier in Göttingen - bezeichnet CENTRE, ausgesprochen KENTER - die sich damals (1958) richtete gegen das Übermaß an studentischen Verbindungen und Burschnschaften, die hier unmittelbar nach dem Kriege wiedererstanden waren. Es gab damals noch keine alternativen studentischen Kooperationsformen. Wir fanden uns mit einer Gruppe von Leuten zusammen, die hauptsächlich Musik machten. Erst später kamen andere Aktivitäten hinzu, z.B. galeristische. Sie gingen aus von einem Germanisten, der seinerzeit immer in den Semesterferien bei V. O. Stomps in der Eremitenpresse arbeitete. VauO war Schriftsteller, Herausgeber und Verleger. Er hatte in der Weimarer Republik die Rabenpresse in Berlin geführt. Er hatte Kontakte zu Schriftstellern und Malern wie Oskar Lorke, Bert Brecht, Gottfried Benn, Gertrud Kolmar, Paul Zech, Ludwig Meidner, Alfred Kubin usw. usw. Sie förderte er und ihre Arbeiten gab er heraus. Während der Zeit des Faschismus lebte er quasi im Untergrund, - erst anch dem Kriege tauchte er bei Frankfurt wieder auf. Aber ... - wie gesagt, bei diesem Mann arbeitete Heinz Raumschüssel, so hieß der Germanist, und durch seine Kontakte lernen wir auch die ersten Künstler kennen, mit denen wir dann ab 1962 regelmäßig Ausstellungen machten: Bayrle, Jäger, Vennekamp, Schindehütte, Waldschmidt, Bremer, das waren alles Leute, die bei VauO Bücher illustrierten. Gleichzeitig mit den bildenden Künstlern kamen die ersten Literaten zu uns. 1961 war es Gerhard Zwerenz in Zusammenhang mit einem Artikel im Stern über den Maurau durch die DDR, dann Günter Bruno Fuchs, Wolfdietrich Schnurre, Heinrich Böll, Karl Krolow, H.C. Artmann usw. usw. Die Chronik liest sich heute noch ganz gut! Natürlich erfaßte uns auch die Politisierungsphase im Rahmen der Studentenbewegung. Es wurden damals verschiedene Projektgruppen gegründet, u.a. zur Sozialarbeit, zur Betreuung Drogenabhängiger, zur Resozialisierung usf. Leider hatten wir trotz guter Absichten keine Unterstützung durch die Stadt und wir hatten wohl auch unsere Fähigkeiten etwas überschätzt oder überfordert. Als der Laden immer mehr in die Drogenszene abdriftete, wuchs er uns endgültig über den Kopf. Viele von uns haben dann auch aus beruflichen Gründen die Mitarbeit aufgekündigt. Einige konnten es aber halt nicht lassen: wir haben dann ein wenig später mit neuen Kollegen hier im Zntrum der Stadt das APEX gegründet.« 10 Jahre APEX. 10 jahre galerie centre. Erfahrungen. Überlegungen. Perspektiven. Göttingen, Dezember 1981

4 »Das Kulturdezernat der Stadt Göttingen beobachtet und unterstützt seit Jahren die Arbeit der Studentischen Vereinigung Centre e.V. / Die Vereinigung zeigt in ihren Räumen ständig wechselnde Ausstellungen moderner deutscher und ausländischer Maler, veranstaltet Lesungen und Diskussionen und bemüht sich, das Verständnis für die neueren Formen der Literatur, Malerei, Grafik und Musik innerhalb der Bevölkerung unserer Stadt und der Studentenschaft zu wecken und zu fördern. Die Veranstaltungen des Centre sind mithin seit Jahren Bestandteil und sehr erwünschte und notwendige Ergänzung des kulturellen Angebotes in der Stadt Göttingen. / Die Vereinigung beabsichtigt eine Renovierung und Erweiterung ihrer gemieteten Räume im Hause Rosdorfer Weg 42 sowie eine Verbesserung ihrer Galerieeinrichtungen. Die entstehenden Kosten konnten bisher nur zum Teil aus öffentlichen und privaten Mitteln gedeckt werden, so daß sich das Centre zu einem Aufruf an Spender zur weiteren finanziellen Unterstützung entschlossen hat. / Ich würde des sehr begrüßen, wenn die Spendenaktion größere Resonanz finden und damit eine beachtliche Eigeninitiative anerkannt würde.« gez. Dr. Busse, Stadtrat. Bescheinigung des Kulturdezernats der Stadt Göttingen, 5. Juli 1968. (Stadtarchiv III J40, Sammlung Dr. W. Nissen)

5 »Mit 88 Veranstaltungen in acht Jahren (Ausstellungne, Lesungen, Aktionen, Filmen) hat die Galerie im Centre bisher versucht, zu informieren und den Besuchern ein Gefühl für ein bestimmtes Sehen zu vermitteln: das Sehen von "Kunst". Vielleicht mit einigem Erfolg. – Daß man in diesem Sommer von einer Krise der Galerie sprach (die es offensichtlich in der Tat gibt oder gegeben hat?!), liegt wohl zum größten Teil daran, daß es bis heute weder der Galerie noch dem PUBLIKUM gelungen ist, richtig zu SEHEN. D. h.: man meinte "in" zu sein, progressiv zu sein, man konnte es aber nicht vermeiden, seinem Denken in Kategorien verhaftet zu bleiben. / Also: man blieb fern und begab sich nicht unter "einseitige Modernsiten, Linksradikale, Langhaarige, Anarchisten" etc., etc. / Die Galerie im Centre ist bereit zu helfen, dieses neue SEHENKÖNNEN zu lernen. Dazu ist es wünschenswert und nötig, daß SIE kommen! Daß Sie zu Veranstaltungen, die über den Rahmen einer üblichen Vernissage hinausgehen, kommen! Am besten bringen Sie Ihre Kinder mit und übernehmen etwas von deren Unbefangenheit! / Nicht der Galeriebetrieb soll damit "gerettet" werden, sondern Ihnen sollen Möglichkeiten geboten werden, über den Alltag hinaus "Unwesentliches" Ihrer Umwelt neu zu entdecken«, Udo Breger in: Kulturstadt Göttingen, Oktober 1969

6 »Unter den Göttinger Ausstellungsstätten hat in einem Zeitraum von 10 Jahren die Galerie im Centre (Rosdorfer Weg 42) sich einen Platz in der lokalen Kunstgeschichte gesichert. Vernissagen, bei denen Graphik, Jazz, Literatur, Pantomime, Puppenspiel und künstlerische Aktionen aller SPielarten geboten wurden, haben vielen jungen Menschen den Kontakt mit modernern Kunst erleichtet und G. als Umschlagplatz jüngster Graphik über die Grenzen der Bundesrepublik bekannt gemacht. Künstler aus den USA, Polen, der Schweiz, Spanien und der CSSR haben hier an Ausstellungen teilgenommen oder sich an den bibliophilen Veröffentlichungen des Centre beteiligt, die bisher in zwei Bänden (Centaur I und II) vorliegen ... Es gehört zu dem farbenreichen Gruppenbild der in G. tätigen Künstler, daß G.-E. Habben und Henry Hinsch als Bühnenbildner tätig sind, der Maler Kurt Mannig einen überregionalen Ruf als Restaurator für Plastik und Malerei genießt und daß der Objekt-Produzent M. Badura in dem Dorfe Barlissen [B66, B69]ländliche Kunst-Festivals durchführt«, Alf Lierse in: Kulturstadt Göttingen, Oktober 1969

Das Centre vor der Renovierung

7 »Das Apex ging ursprünglich in den 60er Jahren aus dem Projekt "Galerie im Centre" hervor und wurde 1971 als Apex pro art ev. gegründet. Die Anfangszeit war geprägt vom kulturellen Aufbruch, den die "69er Studentenbewegung" mit sich brachte. Mit der Zeit wurden aus ehemaligen Studis Professorinnen/Professoren, Lehrer/innen, Rechtsanwält/e/innen usw. . Insbesondere nach 2000 schien das Apex auch preislich den Anschluß an ein "gehobeneres" Gastro-Publikum zu suchen und hob die Preise zügig an. Das Veranstaltungsprogramm verengte sich zusehends auf Kabarett. Nicht nur durch die nun angemeldete Insolvenz stehen die Zeichen auf Neubesinnung.« goest.de

8 »Leider sind alle meine Unterlagen mit Briefen,Kuwerken,Verträgen etc von einer verantwortungslosen Parteikarrieristin als Präsidentin der Hamburger Kunsthochschule 1997 (? ) dem städtischen Müll übergeben worden( mitsamt den Dokumenten von Polke, Beuys et etcSogar Skulptur von Gustav Seitz und offiziellen Documenten zur Arbeit in der HbK/ Lerchenfeld)Offizieller Grund für die Barbarei wurde die Seuchenvorkehrung wegen Taubenkot auf dem Dachboden, wo wir mit offiziellem Dienstsigel der HbK die“ Sendung in die Zukunft „ gelagert hatte mit Hinweis, die Riesenkiste nicht vor 2045 zu öffnen, Wir wollten Späteren das Vergnügen bereiten,auf Dachböden wie viele Philologen seit 1800 Zeugnisse früherer Kuwerker zu entdecken. ——— Deshalb kann ich nicht mehr Auskunft zu Ihrem Forschungsgegenstand mach; Peter Hamm ist vor einem Jahr gestorben: seine Frau könnte noch documente verwalten( sie war seinerzeit berühmte TVaktivistin, die Gardinen mit Goldkante bewarb und dann Ärztin wurde : Marianne Koch. )——— Ich bin mehrmals bei den Göttingern aufgetreten, worüberdie Ortszeitung sicherlich berichtete. Lassen Sie mich bitte wissen,was bei Ihrer Recherche zutage kam. Viel Finderglück wünscht Bazon Brock« 20. August 2021 (als Antwort auf die Frage nach Anekdoten oder Materialien zu seiner Centre Lesung zur Eröffnung der Galerie)

9 »Diese Einrichtung göttinger Studenten war absolut ein HotSpot weit und breit in diesen Landen, neben der documenta in Kassel. Mittelpunkt war Heinz Raumschüssel, hauptsächlich verantwortlich für die kommenden Literaten - bis nach Graz, sowie zunächst Cristoph Derschau und danach Reinhard Rock für Ausstellungen kritischer Kunst und gelegentlichen musikalischen Events. Gerhard Bodenstein arbeitete mehr im Hintergrund für die ordentlichen Abläufe der Veranstaltungen. Nicht zu vergessen aber, der herausragende Vermittler und Kritiker beim Göttinger Tageblatt > der Schriftsteller und Architekt Alf Lierse, Dessen Qualität seiner Rezensionen seinerzeit einzig waren und hier nicht vergessen werden darf. Im Grunde war das Ganze das Werk von kompromißlosen Studenten, die für alles Neue sensibel und tapfer genig waren, der Kultur und Kunst meilenweit ihren Stempel aufzudrücken. Als ich 1963 nach Göttingen kam, um dort die wissenschaftlichen Arbeiten des 2. Zoologischen Institutes > Publikationen und großen Wandtafeln für die Vorlesungen zu gestalten, war es ganz selbstverständlich die Nähe zur Galerie im Centre zu suchen, was schließlich auch zur Barlissiade 66 und Barlissiade 69 führte. Es waren meines Wssens auch die ersten Ausstellungen mit happenings und "Dichterlesungen" weit und breit und wurden ohne Übertreibung vom Publikum massenhaft besucht, nicht nur bei den Eröffnungen. In meinem Leben habe ich niemals mehr ein solch intaktes und aufgeschlossene Publikum erlebt wie damals. Die Vernissagen waren jedesmal gerammelt voll in dem Schlauch mit Theke. Michael Badura« 15. Januar 2022

1970 im Centre

10 »Es ist eine sehr lange Zeit, an die Sie mich zwingen, eine Erinnerung zu finden. / Ich habe nur sehr wenige Erinnerungen an die Ausstellung in Göttingen; ich habe inzwischen mehr als 500 Einzelausstellungen gezeigt. An einiges weniges kann ich mich erinnern: die Eröffnung war von einem eher jugendlichen Publikum besetzt und ich habe auch Souterrain-Räumlichkeiten in Erinnerung. Ich denke, auch Gerhard Rühm war dabei, aber ich weiß nicht mehr genau, wer die Eröffnungsrede gehalten hat. Die Eröffnung war jedenfalls in eine erfreuliche Stimmung getunkt. / Leider waren die Räume ziemlich feucht und die Bilder waren nach der Ausstellung leicht gewellt, sie mussten gepresst und getrocknet werden. / An einzelne Namen kann ich mich leider nicht erinnern; das sollte doch alles in der Ausstellungseinladung findbar sein (leider habe ich keine mehr). / Nachdem ich in diesem Jahr 10 Ausstellungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz gehabt habe, habe ich natürlich nur mehr wenige Erinnerungen an Details dieser Zeit. Aber es sollte doch in Göttingen ein Galerie-Archiv vorhanden sein. / Ich grüße Sie herzlichst und danke für die Erinnerung an die Zeit meiner ersten Ausstellungen! / Attersee« 25. Januar 2022

Wenn Sie sich an das Centre Göttingen erinnern, wenn Sie ausgestellt haben oder Gast waren, geredet, gesungen oder gesabbelt haben, teilen Sie gern Ihre Erinnerung, schreiben Sie mir gern: graver(ät)kulturmaps.de. Ich freue mich über Ihre Worte. Michel Graver


Jüngst Verstorbene Centre-Gäste
F.C. Delius, 13.2.43-30.5.22
Sigurd Kuschnerus, 27.8.33-22.4.22
Franz Mon, 6.5.26-7.4.22
Rango Bohne, 13.4.32-25.9.21


Im Centre



Ausstellungsverzeichnis
der Galerie im Centre

fld Veranstaltung am...von bis mit Material Presse
1 Lesung 24.01.62 V.O. Stomps
2 Lesung 15.02.62 Gerhard Zwerenz
Volker von Törne
3 Lesung 24.05.62 Uve Schmidt
James La Mont Johnen
Hubert Gersch
Gespräch 30.05.62 Wolfdietrich Schnurre
s. Prisma 7/46
4 Lesung 18.11.62 V.O. Stomps
5 Eröffnung der Galerie im Centre
Ausstellung

Eröffnung
LesungQ

09.12.62 13.01.63 Thomas Bayrle
Bernhard Schäfer
Werner Schreib
Peter Hamm
Bazon Brock
6 Lesung Reimar Lenz
7 Lesung Stefan Reisner
8 Ausstellung
Eröffnung
01.02.63 15.03.63 Johannes Vennekamp
Heinz Raumschüssel
9 Lesung 20.02.63 Franz Mon
10 Ausstellung 15.03.63 15.05.63 Sigurd Kuschnerus
11 Ausstellung
Eröffnung
Lesung
15.05.63 16.06.63 W.P. Eberhard Eggers
Dr. R. Behrens
Kurt P.G. Brandt
12 Ausstellung
Eröffnung
Lesung
16.06.63 21.7.63 Friedrich Sieber
Hartmut Döhl
Aldona Gustas
Karlheinz Herwig
13 Ausstellung
Eröffnung
21.07.63 08.09.63 Arno Waldschmidt
Michael Schwarz
(Marionettenspiele)
14 Ausstellung
Eröffnung
08.09.63 01.10.63 Uwe Bremer
F.C. Delius (Lesung)
15 Ausstellung
Eröffnung
01.10.63 05.11.63 Wladislaw Popielarczyk (Warschau)
Kurt P.G. Brandt
16 Ausstellug
Eröffnung
05.11.63 08.12.63 Hans Sünderhauf
Kurt Neuburger (Lesung)
17 Lesung 18.11.63 Jakow Lind (London)
18 Ausstellung
Eröffnung
08.12.63 09.01.64 Ali Schindehütte
Günter Bruno Fuchs (Lesung)
19 Ausstellung
Eröffnung
09.01.64 16.02.64 Alfred Pohl
Prof. Hans Pistorius
20 Ausstellung
Eröffnung
16.02.64 05.04.64 Christoph Meckel
Reinhold Wittig
(Marionettenspiele)
- Lesung & Gespräch 18.02.64 A. Weitbrecht, W. Bovelet
lt. Einl. Slg. Nissen
21 Ausstellung

Eröffnung
15.04.64 o. 5.4. 10.05.64 Axel Benzmann
Wandplastiken
Barbara Starun (Chansons)
22 Ausstellung
Eröffnung
10.05.64 07.06.64 Friedemann Singer
Hermann Bartelt, voc
Werner Banse, piano
23 Ausstellung
Eröffnung
07.06.64 05.07.64 Mario Barahona (Madrid)
Barbara Starun (Chansons)
24 Ausstellung
Eröffnung
05.07.64 30.08.64 Axel Dick
Ulrich Krause (Lesung)
25 Ausstellung
Eröffnung
30.08.64 11.10.64 Walter Zimbrich
Heidi Fromann (Lesung)
26 Ausstellung
Eröffnung
11.10.64 19.11.64 Henry Hinsch
Reinhold Wittig
(Marionettenspiele)
27 Lesung 15.11.64 Jürgen Becker
28 Ausstellung

Eröffnung
W.P. Eberhard Eggers
Glenn Walbaum (Wiener Chansons)
29.11.64 10.01.65 'Drei Jahre Galerie im Centre'

Barahona, Bayrle, Bremer, Dick, Eggers, Fuchs, Habben, Hinsch, Jäger, Kuschnerus, Meckel, Pohl, Popielarczyk, Schindehüte, Sieber, Singer, Sünderhaup, Vennekamp, Waldschmidt, Zimbrich
29 Ausstellung
Eröffnung
10.01.65 14.02.65 Josef Wedewer
Jörn Gallwitz als
FLORIAN (Pantomime)
30 Lesung 05.02.65 Helmut Heissenbüttel
31 Ausstellung
14.02.65 04.04.65 Kurt Mühlenhaupt
Kurt Mühlenhaupt
Lesung & Film
32 Lesung 25.02.65 Hans Bender
(veranstaltet von TEXT + KRITIK)
33 Ausstellung



Einführungstext
Elektr. Komposition
Lesung
04.04.65 23.05.65 Etzel Klomsdorff
raumobjekte, malerei,
guaschen, texte

Emmet Williams, Paris
H. Heiss, Darmstadt
'konräre texte', Klomsdorff
34 Lesung 09.05.65 Hubert Fichte
35 Ausstellung
Eröffnung & Lesung
23.05.65 13.06.65 Peter Steinforth
Karl Krolow
36 Ausstellung
Eröffnung
13.06.65 18.07.65 Rango Bohne
Dr. Manon Maren-Grisebach
37 Lesung 08.07.65 H.C. Artmann
38 Ausstellung

Lesung
18.07.65 19.09.65 Johanns Vennekamp
figürliche und nichtfigürliche bilder
Peter O. Chotjewitz
39 Ausstellung
Eröffnung
19.09.65 07.01.65 Konrad Mätzig
Dr. Herbert Malecki
40 Ausstellung
Eröffnung
07.11.65 12.12.65 Wilhelm Bauermann
Guntram Vesper (Lesung)
41 Abend für Johannes Bobrowski 28.11.65 Es lasen Texte: Falkenstein, Langer, Steck (junges theater, Göttingen)
42 Ausstellung
Eröffnung
12.12.65 30.01.66 Werner Schreib
Werner Schreib
LATERNA SEMANTICA
43 Ausstellung
Eröffnung
30.01.66 27.02.66 Peter Tuma
Uwe Friesel (Lesung)
44 Ausstellung

Einführung
Lesung
Barocke Zw.spiele
27.02.66 08.05.66 Gralf-Edzard Habben
Zeichnungen, Druckgrafik
Lothaer Baier
Wolf Wondratschek
Rudolf Winter, Gitarre
45 Ausstellung
Eröffnung
08.05.66 05.06.66 Frauke Migge
Vagelis Tsakaridis
(ausgefallen)

»Prisma Juni 1966
46 Ausstellung
Eröffnung
05.06.66 03.07.66 Pierre Vogel
Peter Rühmkorf (Lesung)
47 Ausstellung

Eröffnung
H. Raumschüssel
03.07.66 02.10.66 CENTAUR 2
Almanach der Galerie im Centre 1965/66

THE BEAVERS (Beat)
48 Ausstellung 02.10.66 06.11.66 Horst Baerenz
49 Ausstellung
Eröffnung
06.11.66 11.12.66 Kurt Budewell
Günter Herburger (Lesung)

50 Lesung 27.11.66 Gerhard Rühm
51 Ausstellung
Eröffnung
11.12.66 08.01.67 Eckard Warminski
Margarete Constanze Straat
(Lesung)
:: BARLISSIADE 66
Sammelausstellung der Galerie im Centre in Barlissen, Krs. Hann-Münden
Ausstellung 12.05.66 12.08.66 Badura, Barl, Bayrle,
Becker, Buchleiter, Dick,
Eggers, Habben, Hinsch,
Jäger, Klomsdorff, Miosga,
Schoofs

»Prisma Juni 1966
Eröffnung u.
Sonderveranstaltung

Einführende Worte

Lesungen



Experimentalfilme

Farbdiapositive &
akustische Phänomene
12.5.66 und 10.7.66


Dr. Herbert Malecki

Baier, Wondratschek, Muschg,
Becker, Rühm, Chotjewitz,
Brinkmann, Besuchergruppen

Herzog, Buchleiter

Becker
Zur Barlissiade 66 erscheint der Kenter Druck 1
"Der Tiefstall" von Hubert Fichte, Illustrationn von G.E. Habben
300er Auflage, num. & sign.
Katalog zur Barlissiade 66, Galerie im Centre, Göttingen 1966. (28. Bl. in Mappe), Stadtarchiv Göttingen E 906; booklooker.de
52 Ausstellung
Eröffnung
08.01.67 29.01.67 Postkartenausstellung
Dietmar Becker (Lesung)
mit Postkarten von ...
S. Albrecht, O. Alt, E. Arnold-Pretzell, H. B. Baerenz, M. Badura, H. Bartels, M. Baumgartl, Th. Bayrle, D. Becker, B. Berner, W. Beuermann, KP. Brehmer, H. Bröger, B. Brodersen, K. Budewell, K. Burkhardt, H. Diekmann, R.G. Dienst, R. Drescher, E. Eggers, P. Engel, P. Fischer, H. Fischer-Thorer, P. Fontaine, W. Gaul, W. Germroth, R. Girke, G. Guben, G.E. Habben, H. Hinsch, H.E. Hirscher, B. Jäger, K. Jürgen-Fischer, N. Jungwirth, G. Kämpfe, H.G. Kanitz, W. Kausch, R. Kissel, W. Kroe, R. Kunkel, H.W. Lämmerhirt, B. Lucas-Hoffmann, H.J. Mayer, O. Michel, K. Münchschwander, S. Neuenhausen, K.+K. Philipp, H. Prüstel, A. Rainer, S. Reich a.d. Stolpe, T. Reichelt, W.E. Richartz, Ch. Röder, P. Roehr, J. Roewer, G. Rühm, G. Scherer, F. Scherff, F. Schlenker, U. Schmidt, W. Schreib, J. Schreiter, H. Schütz, C. Schulze, I. Spengler, P. Staechelin, K. Staeck, G. Stark, A. Stowitsch, T. Ulrichs, J. Vennekamp, B. Walldorf, E. Warminski, G. Wendland, G. Wirth, J.E. Wölbing, R. Würth, W. Zimbrich
53 Lesung 22.01.67 Wolfgang Graetz
54 Ausstellung
Eröffnung
29.01.67 19.02.67 Jürgen E. Wölbing
Ulf Miehe (Lesung)

55 Ausstellung
Eröffnung
19.02.67 19.03.67 K.P. Brehmer
Michael Badura (Lesung &
Demonstration am Objekt)
Portrait 13.03.67
56 Ausstellung
Eröffnung
19.03.67 07.05.67 Nikolaus Jungwirth
Nikolaus Jungwirth

(Farblichtbildvortrag)
57 Ausstellung
Eröffnung
07.05.67 18.06.67 Reiner Schwarz
Rolf Haufs (Lesung)
58 Lesung 19.05.67 Hans Christoph Buch
59 Lesung 16.06.67 Robert Wolfgang Schnell
:: 10 Jahre Centre -- junges theater
Ausstellung
im Städt. Museum

Eröffnung

Ausstellung
Eröffnung

Lesung
18.06.67




18.06.67


19.06.67
23.07.67



16.07.67
Paul Wunderlich


Heinz Ohff

Friedrich Meckseper
Günter Herburger (Lesung)

Prosa & beat
Peter O. Chotjewitz The Original Blue Moons


24.06.67 11.00 h vor der Stadthalle Schaumalen und -agieren 50 Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet gründen einen Verein zur Verschönerung des Stadthallengeländes. Anschließend Versteigerung der entstandenen Kunstwerke. Es spielt das Blasorchester "Papa Ko", Berlin
20.00 h Aula der Pädagogischen Hochschule
Dichterlesung mit Peter Handke, Wolfgang Bauer, Reinhold Lettau
60 Lesung 14.07.67 Wolfgang Bächler
61 Ausstellung
Eröffnung
16.07.67 08.10.67 H.W. Sotrop
Rolf Roggenbuck (Lesung)
62 Ausstellung
Eröffnung
08.10.67 12.11.67 Werner Nöfer
Axel Schmitz
(Lesung & Guitarre)
63 Ausstellung
Eröffnung
12.11.67 11.12.67 Rupprecht Geiger
Prof. Heusler (Geige)
64 Ausstellung
Eröffnung
11.12.67 14.01.68 Jiri Anderl (Prag)
Gerald Bisinger (Lesung)
65 Ausstellung
Eröffnung
14.01.68 11.02.68 Siegfried Neuenhausen
Luy Tratter
(Underground Movie)
66 Ausstellung
Eröffnung
11.02.68 24.03.68 Paulus Böhmer
Oswald Wiener (Lesung)
Vorstand 19.02.68
67 Lesung 22.03.68 Paulus Böhmer, Uve Schmidt
68 Ausstellung
Eröffnung
24.03.68 05.05.68 Jürgen Schlamp
Jürgen Schlamp
(Bandlesung & Dias)
69 Lesung 21.04.68 Jazz & Lyrik: Axel Schmitz,
Michael Benke,
Wolfgang Kubin
70 Aktion & Gespräch 28.04.68 Joseph Beuys, Johannes Stüttgen
(Deutsche Studentenpartei)
Henning Christiansen (Musik)
:: Galerie im Centre
und Kunstverein

Eröffnung
Dr. Leppin
12.05.68 04.06.68 "Aktuelle Kunst aus Hamburg"
Asmus, Bruni, Dennig, Dizi, Freter, Glasmacher, Klau, Kleinhammes, Knabe, Lausen, Laute, Nagel, Nöfer, Oppermann, Ullrich, Störtenbecker, Struckmeier.

71 Ausstellung
Eröffnung
05.05.68 09.06.68 Dieter Glasmacher
Dieter Glasmacher
(Politische Aktion)
72 Ausstellung
Eröffnung
09.06.68 14.07.68 Karl Kellner
Jörg von Krichenbaum (Lesung)
Umbau der Galerie im Centre



73 Ausstellung
Eröffnung
20.10.68 03.11.68 Christian Ludwig Attersee
Schuldt (Lesung)
74 Ausstellung
Eröffnung
03.11.68 05.12.68 Otto Dressler, Sitzbilder
Otto Dressler, Sitzbildtest
in Bild & Ton
75 Ausstellung

Eröffnung
05.12.68 18.01.69 Ali Schindehütte &
Katinka Niederstrasser
Udo Breger
76 Ausstellung
Eröffnung
02.02.69 16.03.69 Jack Loring, Chicago & Paris
Hagaw-Dixieland-Band, Warschau
77 Aktion 13.03.69 DO IT NOW (Malaktion)
78 Ausstellung
Eröffnung
16.03.69 20.04.69 Y. Fongi
Y. Fongi
(Lärm & köstliche Speise)
79 Ausstellung
Eröffnung
20.04.69 10.05.69 Dieter Stöver
Strümpfe
80 Underground Movie 26.04.69 Bike Boy (Andy Warhol)
81 Ausstellung
Eröffnung
10.05.69 14.06.69 Circulus-Grafik-Edition Dr. Anselm Maler
82 Ausstellung
Eröffnung
14.05.69 15.05.69 Dieter Hesse
J.P. Mardersteig
:: BARLISSIADE 69
Sammelausstellung, organisiert von Michael Badura mit Hilfe der Galerie im Centre

Eröffnung mit Aktionen, Lesungen, "The Take Five" (Popmusic)
15.06.69 31.07.69 Weise, Bierzunski, Jungwirth, Späth, Lindemann, Mätzig, Bergmann, Sautermeister, Ulrichs, Bierhoff, Budewell, Walker, Wortelkamp, Palm, Staeck, Remé, Emrich, Müller, Koehler, Warmuth, Thiele, Becker, Berges, Ognibeni, Groh, Tuma, Grupe, Reick, Frommberger, Baerenz, Günther, Demartini, Eirich, Hokamp, Janosek, Rokahr, Richter, Badura, Löbach, Matthias, Peiter, Garcia
83 Ausstellung
Eröffnung
06.07.69 10.08.69 Alfonso Hüppi
Udo Breger
Krise 16.07.69 u.a. zu Jungwirth, Hüppi, Hesse, Breger und zur Barlissiade
84 Ausstellung & Aktion
Eröffnung
21.09.69 Cassel Meditativ Art Exkursion
85 Ausstellung
Eröffnung
09.11.69 16.12.69 Konrad Mätzig
Underground Movie
86 Ausstellung


Eröffnung
Udo Berger
16.12.69 3. ALMANACH
der GALERIE IM CENTRE


Programm
Gunter Hampel Group
Schuldt (Lesung & Projektionen)
Klaus Groh (Telefonlyrik)

Raumprobleme 23.01.70
Lärm 13.3.70
Ausstellung


Eröffnung (Lesung)
05.04.70 ... Axel Dick
Bilder und Grafiken
Achim Bröger
Rainer Hunold

Aktion ? 13.05.70 Gerhard Trommer
Freigabe eines weiß übersiebten schwarzen Staubstreifens
Aktion
zum Kunstmarkt
29.05.70 01.06.70 Hein Hoop
zeichnet im Watt
Aktion auf dem Marktplatz
Ausstellung 29.05.70 01.06.70 Axel Dick
(Vorzugsgrafik)

Hein Hoop
(Schlickbilder und Lithos)

Gerhard Trommer
(Staubtücher)

Die Auflistung der Ausstellungen wurde von Heinz Raumschüssel begonnen und umfasst alle Veranstaltungen der Galerie im Centre (also keine Jazz-Konzerte etc). Sie wurde im 3. Almanach der Galerie im Centre abgedruckt (bis 16.12.69). Zur Auflistung späterer Ausstellung muss auf Einladungskarten zurückgegriffen werden, sie werden nach und nach bei Auffindung ergänzt.

Die Liste können Sie auch unformatiert als .txt-Datei abrufen.
centre_ausstellungen.txt (15,3kB)


3. Almanach der Galerie im Centre
im Katalog des Kunstmarkts 1970 a b



almanach 1 (1963-64)
almanach 2 (1965-66)
almanach 3 (1969-70)


almanach nr. 1
(1963-64)

1963-64: Centaur, Almanach der Galerie im Centre, Göttingen. »Mit 17 sign. Orig.-Graphiken und 5 Fotografien. Göttingen 1964. OBrosch. in priv. HLdr.-Kassette. 1 von 55 num. Exemplaren. Der erste Almanach der 1962 gegründeten "Galerie im Centre", zu deren Förderer auch V. O. Stomps gehörte. - Mit Orig.-Graphiken von W. P. E. Eggers, A. Schindehütte, J. Vennekamp, G. B. Fuchs, A. Waldschmidt, A. Benzmann, F. Sieber, H. Sünderhauf, Chr. Meckel, U. Bremer, Th. Bayrle u. a., die Fotografien von A. Lierse, F. Singer, F. Singer und G. Conrad meist in Orig.-Abzügen. - Broschur etw. fleckig, verfärbt und vorne mit Knickspur. - Innen sehr gut erhalten«, ketterkunst.de (480€ verkauft)

»Die Graphik auf der Rückseite entnahmen wir dem Band "Centaur" den Heinz Rührschüssel (ehemals "Galerie im centre") unlängst im Selbstverlag verlegte. Der Band ist inzwischen ausverkauft. Liebhaber bieten bereits Liebhaberpreise für ihn. - Unsere Abbildung gibt einen Holzschnitt des Berliner Malers Sünderhauff wieder, dem die "Galerie im centre" im Winter eine Ausstellung widmete.«, (Politikon 7, Juli 1964, S. 29)


almanach nr. 2
(1965-66)

1965-66: Centaur - Almanach der Galerie im Centre, Göttingen; Heinz Raumschüssel. 125 numerierte Exemplare. 4°, 78 nn. Blatt. Der Band enthält u.a. signierte Arbeiten von Karoll Martyn, Bernhard Jäger, Axel Dick, Curt Mühlenhaupt, Hans Sünderhauf, Friedrich Sieber, Pierre Vogel, Wilhelm Beuermann, Henry Hinsch, Walther Zimbrich, Klaus Burkhardt, Dietmar Becker, Heinz Kanitz, Peter Tuma, etc. Antiquariat Marcus Friedrich, zvab.com (850€), mit Tom Reichelt tomreichelt.de


almanach nr. 3
(1969-70)

»3. ALMANACH der GALERIE IM CENTRE
Kassette 6ox4ox1o cm/Karton/innen Styropor
Auflage 2oo/num+sign/120 Exemplare im Verkauf
VERLAG*) 34oo Göttingen Lotzestrasse 26 o551 - 59662

der 3. ALMANACH der GALERIE IM CENTRE enthält
(Graphik/Objektgraphik/Photo): Anderle, Bayrle, Beuermann, Buchleiter, Budewell, Cassel, Dick, Einrich, Emrich, Garcia, Glasmacher, Groh, Günther, Habben, Hinsch, Huber-Wilkoff, Jäger, Koehler, Lindemann, Löbach, Mätzig, Müller, Nöfer, Ognibeni, Remé, Reus, Rokahr, Schlamp, Singer, Sotrop, Staeck, Tafelmaier, Tuma, Ulrichs, Ullrich, Voth, Walker, Weiss, Wierspecker, Wölbing

(Objekte): Badura, Dressler, Fongi, Richter

(Texte): Bächler, Bisinger, Böhmer, Chotjewitz, Derschau, Fichte, Herburger, Jelinek, Krichbaum, Krüger, Lenz, Lettau, Rühm, Schmidt, Schmitz, Schnell, Schuldt, Schultz, Vesper

(Tonband): Schuldt (16min)

(Musik): Gunter Hampel (3ocm/1p)

(Film): Crozier, Kurth (Super 8/5min)

1 SIMA-Wechselbildhalter (31x31 cm)

Sie erhalten den 3. ALMANACH der GALERIE IM CENTRE wenn Sie DM 395.- (Einführungspreis) auf das Kto 1o1921849 bei der Städt. Sparkasse I zu Göttingen überweisen.
Weitere Information über den 3. ALMANACH der GALERIE IM CENTRE, den VERLAG*) und dessen Programm auf Anfrage von Udo Breger 34oo Göttingen Lotzestrasse 26 o551 - 59662« aus dem Katalog des 1. Göttinger Kunstmarkts 1970, Digitalisate Seite a, Seite b

1969-70: 3. Almanach der Galerie im Centre, Göttingen. Auktion, artnet.de, mit Peter Tuma petertuma.de

»Sein "3. Almanach der Galerie im Centre" (1970) ist die welt-weit erste multimediale Publikation. 70 KünstlerInnen, unter anderem Thomas Bayrle, Elfriede Jelinek und Klaus Staeck, waren mit Grafiken, diversen Objekten aus Holz, Ton und Kunststoff, einer Schallplatte, einem Tonband, einem Super-8-Film und Texten beteiligt. Internationale Anerkennung fand der Verlag mit der ersten Veröffentlichung der Texte von William S. Burroughs. Es folgten Publikationen weiterer Autoren der Beat Generation, wie Allen Ginsberg, Hammond Guthrie, Brion Gysin, Mary Beach und Claude Pelieu.«, kunstakademie-karlsruhe.de

»3. Almanach der Galerie im Centre. 30 graphische Arbeiten, eine Schallplatte, vier Kleinskulpturen und zwei Magnetbänder im Pappkarton. 60 x 38 x 11 cm. Die einzelnen Arbeiten meist signiert und nummeriert. (22, Lot 92). 400,– // Exemplare 131/200. – Die von Udo Breger in Göttingen herausgegebene Kiste ist ein Denkmal editorischen elans am ende der 60er-Jahre und umfasst Auflagenarbeiten von Künstlern, die heu- te größtenteils der Vergessenheit anheimgefallen sind. – ohne der Größe des Gesamtprojektes unrecht tun zu wollen, darf man die graphischen Arbeiten von THOMAS BAYRLE, KLAUS STAECK oder TIMM ULRICHS als verwertungsrelevant hervorheben, die als einzelstücke wohl kaum mehr auf dem Markt greifbar sein dürften. – Mit dem Begleitbuch, das neben Selbstauskünften der einzelnen Künstler auch eine Dokumentation der Galerietätigkeit enthält. – Alle Arbeiten gut erhalten; lediglich ein quietschendes Plastikbrötchen von der Kunststoffunterlage gelöst.«, Auktion 37. Moderne und Zeitgenössische Kunst. Dr. Andreas Sturies, Düsseldorf, 6. Mai 2017.

»3. Almanach der Galerie im Centre, Göttingen 4 plastische Objekte, 2 Magnetbänder, 1 Langspielplatte, 40 Graphiken, Collagen sowie ein Begleitbuch lose in Pappschachtel. 1969. 10 x 61 x 38,5 cm. Jeweils signiert. Auflage 200 num. Ex. Transportable Variante der Göttinger Galerie im Centre, welche 1962 gegründet wurde. Der vorliegende Almanach wurde zwischen 1967-1969 zusammengestellt und enthält neben grafischen Arbeiten, meist im Format 30 x 30 cm, literarische Beiträge im Begleitbuch. Zudem einen musikalischen Beitrag von Gunter Hampel auf Langspielplatte, eine Dokumentation auf Schmalfilmspule, eine signierte Arbeit aus Ton (sign. Fongi) sowie eine signierte "Originalverfremdung" von Otto Dressler. Eine Liste aller beteiligter Künstler kann auf Anfrage zugesendet werden.« Auktion Galerie Bassenge, Berlin, Losnr. 7247, 2. Dez. 2017. (Schätzpreis 750€

»An accumulation of original art of various kinds in the original box. One of 200 copies. ; 8vo 8" - 9" tall. Roberts Bookshop. 500$

Aus dem 3. Almanach stammt die obige Auflistung der Ausstellungen.


Im Tiefstall.
Erzählung von Hubert Fichte
mit sieben Grafiken von
Gralf-Edzard Habben

Herausgegeben von der
Galerie im Centre

16 Blätter, 24x19cm

Kenterdruck Nr. 1, einmalige Auflage von 300 signierten und nummerierten Exemplaren.

Nr. 13/300, Text + Töne, booklooker, 12.2021, 140€
Nr. 273/300, Antiquariat Bücherwurm, Kiel, 500€
Nr. 275/300, Der Büchergärtner, booklooker, 11.2021, 149€
o. Nr. Mario Fuhse, booklooker, 6.2018, 300€


Einladungskarte, 1968



personen

die in der Galerie im Centre ausstellten oder zu Ausstellungseröffnungen lasen, sangen, spielten, etc. (basierend auf dem Ausstellungsverzeichnis im 3. Almanach)

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z



Im Centre


1970. Ausstellung Axel Dick, Siebdrucke von Gerhard Steidl


Kritiken.

...12.1962, Göttinger Tageblatt, zur Eröffnung
...11.1964, Göttinger Tageblatt, zu 3 Jahre Galerie im Centre
...06.1966, Prisma, zu Migge
...06.1966, Prisma, zur Barlissiade
11.07.1969, Göttinger Tageblatt, Göttingen und die Kunst
19.03.1971, Göttinger Allgemeine, zu Staeck
27.04.1971, Göttinger Allgemeine, zum Podiumsgespräch "Was heißt Kultur?"
02.06.1971, Göttinger Presse, zur Apex-Edition von Staeck
02.06.1971, Göttinger Tageblatt, zur Apex-Edition von Staeck

Dez. 1962, Göttinger Tageblatt. Junge Graphik im "Centre" / Galerie für zeitgenössische Kunst, Rosdorfer Weg 42 / Kaum zu glauben: eine neue Galerie in Göttingen, eine Galerie für moderne Kunst gar, von studentischem Elan getragen und hineingesetzt in die stimulierende Umgebung eines Versammlungsraumes, der keinem Existenzialisten-Keller an Kolorit nachsteht, wo Jazz trocken serviert wird Lyrik und Bierkonsum sich nicht ausschließen und bei Diskussionen das dialektische Florett mehr gilt als die Plempe rethorischer Gemeinplätze. / Diese Initiative ist umso mehr zu begrüßen, als in Göttingen aktuelle Kunstausstellungen von öffentlicher Hand räumlich und qualitativ vielen Beschränkungen unterworfen sind; da bedeutet es nicht nur eine willkommene Ergänzung, wenn seit einiger Zeit im Deutschen Theater, dem Antiquitätenhaus Francheville, der Galerie des jungen theaters sowie nun auch im "Centre" (Leitung: Heinz Raumschüssel) Stätten der Begegnung mit Werken zeitgenössischer Kunst geschaffen wurden, die ihre Entstehung zum wesentlichen Teil privatem Wagemut verdanken. / Der Veranstalter sorgte für einen außergewöhnlichen Akzent durch die Verpflichtung des seit einigen Jahren zu hohem Ansehen avancierten Graphikers Werner Schreib (documente II, interantionaler prix de gravure der jungen biennale Paris) für eine Eröffnungs-Rede, mit der das Werk zweier junger Lithographen in Göttingen vorgestellt wurde. / Ber[n]hard Jäger und Thomas Bayrle, den Freunden exquisiter oder auch skurriler Buchausgaben bekannt durch die Veröffentlichung der Eremiten-Presse, sowie der von ihnen in Bad Homburg gegründeteten Gulliver-Presse zeigen im "Centre" eine Reihe von Lithographien, die von Werner Schreib in kluger Beschränkung auf das Grundlegende weder analysiert noch gedeutet, sondern vom Werkvorgang her den Besuchern der Vernissage nahegebracht wurden. Schreib wis mit Recht darauf hin, daß heute vieles als "Originalgraphik" verkauft wird, was diese Bezeichnung im strengen Sinne nicht verdient und zeigte am Beispiel der beiden Aussteller, wie handwerkliche Redlichkeit, technisches Können und ein bewußter Verzicht auf hohe Auflagen zu den Voraussetzungen für die Entstehung wertvoller druckgraphischer Blätter gehören. / Ergänzend wäre hinzuzufügen: Ebenso wichtig wie die handwerklich-ethische Grundlage des Handdrucks für den Graphiker eine umfassende Formphantasie und ein waches Zeitbewußtsein. Von beidem legen die Aussteller beachtliche Proben vor. Beschränken wir uns auf wenige Stichworte zur Charakterisierung der beiden Nachwuchs-Talente: / Zunächst Bernhard Jäger, geboren 1935 in München. An Paul Wunderlichs Graphik geschulte, von biologischen Rudimenten überquellende Darstellung; innerhalb großer, zum Teil monumentaler Formen die Aufgliederung in kleine, reich variierte Einheiten, spannungsreich im Wechsel der (malerisch aufgefaßten) Helldunkelwerte. Inhaltlich: diskret verpackte Zeitkritik in teilweise monströser Form. Der klas[s]ische "Ikarus" verwandelte sich bei ihm in einen modernen Astronauten: eine Fülle trainierten, aber sterblichen Fleisches, regiert von hundekleinem Hirn, das darauf dressiert ist, Knöpfe zu drücken und Schalter zu drehen. Dies gleicht nicht dem mystischen Schauder des Surrealismus von dunnemals, sondern entspringt einer hellwachen, modern-aufklärerischen Haltung, die vor der drohenden "Zeit des Huflattichs" warnen möchte. Termitenkönigin und Schrumpfköpfe gelten als akzeptable Symbole in einer Generation, die artig am Rande der Barberei aufwuchs. / Thomas Bayrle alsdann, geboren 1937 in Berlin. Leiser, subtiler, mehr der Linie als dem malerischen Pinselschlag verpflichtete Linienlabyrinthe, die der Feinheit von Spinngeweben nahekommen. In diesen Liniengeweben zappelnd: Tintenmännchen, drohende, kleine Figuren, die Chimäre im Knopfloch; daneben aber auch fast impressionistisch gesetzte Symbole handschriftlich-unmittelbar wirkend: z. B. "Reisefieber". Auch hier semantische Bilder also, nicht nur formal deutbar, voller offener und versteckter Sinnbilder und Anspielungen. Im Farbigen große Feinheit und Qualität. Alles zusammen: ein Versprechen für die Zukunft. / Im abschließenden Gespräch mit Werner Schreib fiel der Satz, daß die informelle (tachistische) Phase der modernen Kunst heute bereit der Geschichte angehöre. Voilà.« se, Göttinger Tageblatt, Dezember 1962 (Sammlung Bodenstein)

Nov./Dez. 1964, Göttinger Tageblatt. Treffpunkt junger Talente / Drei Jahre "Galerie im Centre" am Rosdorfer Weg / Im Sommersemester 1959 wandte sich die studentische Vereinigung "Centre" zum erstenmal mit einer Ausstellung (des polnischen Photographen Jan Matheja) an die Öffentlichkeit. Was zunächst als Improvisation sich anließ, wurde zweieinhalb Jahre später unter dem Titel "Galerie im Centre" zu einer ständigen Attraktion des studentischen Treffpunktes. Unter der einfallsreichen Regie des Nachwuchsgermanisten Heinz Raumschüssel wurden in lockerer Folge "Abende mit jungen Autoren" veranstaltet, zu denen sich bald darauf Ausstellungen illustrativer Graphik gesellten. / Die 20. Ausstellung nach ununterbrochener dreijähriger Tätigkeit veranlaßte das Centre heute, eine Retrospektiv-Ausstellung mit Bildern der bisher vorgestellten Künstler und (in Photos des bewährten Centre-Photographen Friedemann Singer) einen Überblick der Autorenabende zu versuchen. Dieser Rückblick zeigt, daß hier mit einem Minimum an Organisationsaufwand und öffentlichen Zuschüssen (die Universität stiftete ein Dutzend Wechselrahmen, die Stadt Göttingen bezahlte gelegentlich ein Plakat) dafür aber mit einem um so größeren Aufwand an Sachkenntnis, Fleiß, Witz und Phantasie ein musisches zentrum entstanden ist, dem in Göttingen - mit Ausnahme des ebenso vom Idealismus junger Talnte getragenen "jungen theaters" - nichts Vergleichbares an die Seite gestellt werden kann, und dessen Ausstellungen bei den Künstlern und Kunstfreunden weit größerer und kunstfreundlicherer Städte (Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Hannover) einen Ruf erlangt haben, den nicht jede Galerie moderner Kunst aufweist. / Worin liegt eigentlich das Erfolgsrezept der Centre-Veranstaltungen, die nun schon seit drei Jahren ein erlesenes Publikum in den Hinterhof am Rosdorfer Weg locken? Im Lokalkolorit der Baracke, der unverkrampften Haltung ihrer Bewohner, der gemeinsamen Jazz-Begeisterung, die zweifellos auch Brücken zur modernen Kunst schlug? - Nun, das alles wirkte mit, hätte aber noch keine Galerie von einigem Bestand ergeben. Hier ist vielmehr die Leistung und Persönlichkeit des Galerie-Begründers H. Raumschüssel zu nennen, der inszwischen seinem Studiengang entsrepchend, die Leitung der Veranstaltungen an seine Kommilitonen Georg Bodenstein und Christoph von Derschau weitergab - studentische Organisationen leben vom ständigen Wechsel, er verleiht ihnen den Glanz rascher Vergänglichkeit, aber auch ein Regenerationsvermögen, dessen sich kein "normaler" Verein erfreuen kann. Raumschüssels Konzeption ist es zu verdanken, daß im Centre von vornherein Lyrik und Prosa, Graphik und Malerei, Plastik und Photographie, Jazz und Marionettenspiel nicht als isolierte Disziplinen vorgestellt wurden, die immer nur ein kleines Publikum von Spezialisten erreichen können. Hier wurde klug variiert, kontrastreich abgestimmt, der Zusammenhang einzelnern Kunstsparten blieb jedoch gewahrt, und die rechten Leute erschienen zur rechten Zeit - aus Berlin, Warschau, London, Madrin - genau so gut aber auch aus Göttingen. / Wer mehrere Vernissagen der Galerie im Centre besucht hat, wird sich dankbar erinnern, wie hier, als Dessert zu den (meist taufrischen) Arbeiten bildender Kunst in zielbewustem Wechsel Lyrik, Chansons, schwarzer humor, politisch treffsichere Prosa, gelegentlich ein Marionettenspiel oder eine Vorlesung über den Blues gereicht wurden, ohne pompöse Einleitungen, Danksagungen, Begrüßungen und sonstiges "Blah-Blah" - Heinz Raumschüssel schaffte es immer, mit dem gesammelten Ernst eines professionellen Clowns beliebige Stars der modernen Literatur oder völlig unbekannte junge Künstler anzusagen. Diskussionen zu entfachen und die bibliophilen Produkte des Centre oder seiner Gäste (Kunstmappen, Flugblätter, Lyrikbände, Wandzeitungen und Pro-Romane) schwungvoll an die größere Glocke zu hängen. Die unnachahmbare Atmosphäre der Autorenabende und Vernissagen wäre aber nicht vollkommen gewesen ohne den Bildchronisten des Centre, Friedemann Singer, der, ob es nun um Jazz, Literatur oder Graphik ging, in unentwegter Aktion, an Objekten schraubend, zwischen Biergläsern jonglierend, kletternd, kriechend sich um Säulen windend, eine Fülle kunst-historischer Momente, Gesichter Situationen festhielt. / Wer sich rasch in dieser wechselvollen Umgebung zurechtfand, konnte so ganz nebenbei etwas von den Spielregeln "semantischer" und "diskordanter" Malerei erfahren, konnte Martin Walser oder Wolfdietrich Schnurre Fragen stellen, sich von Bazon Brock zum Denken provozieren lassen oder sich an den zeitgemä0en Vaganten-Versen der originären Gammler-Poeten G. B. Fuchs und Karlheinz ("Cäsar") Herwig erfreuen, konnte Parallelen zwischen zeitkritischen Chansons und neodadaistischer Graphik ziehen, konnte Kunsthistoriker und Juristen, Maler und Schlagzeuger, Schauspieler und Literaten im Gespräch erleben, die sich andernorts kaum zu grüßen pflegen, konten meistens Gäste aus Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Darmstadt antreffen, bekannte Autoren,w ie den legendären V. O. Stomps, Jakov Lind, der aus London kam, Günter Graß, Franz Mon, Peter Hamm hören - aber auch völlig unbekannte, junge Literaten; und dazu gab es Holzschnitte, Lithos, Zeichnungen, Struktur- und Montagebilder zu sehen, deren anwesende Erzeuger gern über ihre Vorbilder und Abneigungen, Erfahrungen und Erlebnisse Auskunft gaben. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß sich das Centre (und wer sonst in unserer Stadt?) hervorragend um die Berliner Künstler gekümmert hat, daß hier ein polnischer Bildhauer und Maler (Wladslaw Popierlarczyk) und ein Spanier (Mario Barahona) ausgestellt wurden, daß aber ebenso in Göttingen tätige Künstler vom Centre eingeladen wurden, wenn sie einer weltoffenen Auffassung zu entsprechen schienen: so wurden Henry Hinsch, G. E. Habben, Alfred Pohl und Reinhold Wittich an Ausstellungen, Aufführungen oder Beiträgen zum bibliophilen Centre - Almanach beteiligt. / Dieser Almanach (mit dem treffenden Titel "Centaur"), dessen Texte zum großen Teil von Heinz Raumschüssel eigenhändig gedruckt wurden, bildet eine erstaunliche Gemeinschaftsarbeit von 37 Künstlern, Faksimile-Texte von Joh. Bobrowski, Bazon Brock, Graß, Herwig, Weitbrecht, wechseln mit Original-Graphik von Bayrle, Burckhard, Eggers, Fuchs, Habben, Jäger, Meckel, Pohl, Schindehütte, Schreib, Sieber, Sünderhauf, Vennekamp und Waldschmidt, handgesetzten Texten von Jakov Lind, Peter Hamm, Stomps, Neuburger, Uwe Schmidt udn Photos von Friedemann Singer und Gisela Conrad. Die winzige Auflage des "Centauren" war sofort nach Fertigstellung vergriffen. Ein Band wurde auf der Frankfurter Literarischen Pfingstmesse 1964 gezeigt. Der Erfolg ermutigte das Centre, weitere Veröffentlichungen (evtl. in Mappenform) zu planen. Eine Mappe mit Mona-Lisa-Variationen von Arno Waldschmidt ist bereits im vergangenen Jahr erschienen; gegenwärtig verlegt H. Raumschüssel den "Hexenproze" des Hannoverschen Graphikers W. P. E. Eggers, der auch die improvisierte Rede zum dreijährigen Bestehen der "Galerie im Centre" hielt. Anschließend hauchte Glenn Walbaum makabre Chansons von Georg Kreisler ins Mikrophon, maskenhaften Angeschichts, ein vorbildlicher Interpret des schwarzen Humors. Das Jubiläums-Publikum zeigte wenig Neigung, den Sänger (und eleganten do-it-yourself-Begleiter) Walbaum von seinem Pianoforte zu entlassen. Für die nächste Ausstellungs-Eröffnung ist eine Pantomime angesagt.« se, Göttinger Tageblatt, Nov/Dez. 1964 (Sammlung Bodenstein)

Prisma, Juni 1966. Frauke Migge, 1966 / »In diesen Tagen geht eine Ausstellung von Frauke Migge in der Galerie im CENTRE zu Ende, die Günther Kleineberg für Sie sah: / SEZIERT TRÄUME / Die Tendenz zu einer symbolischen Gestaltung der Wirklichkeit wird spürbar in einem Satz, den Paul Klee 1916 in sein Tagebuch schrieb: "Ich nehme einen entlegenen, ursprünglichen Schöpfungspunkt ein, wo ich Formeln voraussetze für Mensch, Tier, Pflanze, Gestein und für die Elemente, für alle kreisenden Kräfte zugleich." / Wer die Ausstellung von Frauke Migge (geb. 1941, als freischaffende Künstlerin in Bremen lebend) in der Galerie im CENTRE sieht, wird an ähnliche Gedanken erinnert. Es scheint ihr darum zu gehen, die bewegenden Grundkräfte des Biologischen, Mechanischen und Psychologischen (Titel wie "Träne", "Unheil" oder "Abwehr" deuten daraufhin) zu demonstrieren und Mittel aus einer elementaren Formensprache zu entwickeln. Da münden auf meist einheitlich-farbiger Grundierung schmale kanülenartige Bahnen in organische Kreis- und Ovalformen, die in ihrem Innern nervenähnliche Wucherungen bilden, oder aus linearen Kombinationen formen sich Bewegungsorganismen und -mechanismen schließlich zu transitorischen Situationen. / Einige Gemälde ("Untertag", "Unheil" und "Nachtschattengewächs"), deren Düsternis durch grelle Farben, nicht durch Licht, erhellt wird, zeigen astrologisch anmutende Formen von unheimlich drohender Gestaltungskraft. Der dreidimensionale Raum wird durch eine irrationale Räumlichkeit ersetzt, wodurch die phantastischen Bildmotive eine geheimnisvolle Weite erhalten. Kanalartige Bänder durchschneiden die Fläche, scheinen aus dem Unendlichen zu kommen, öffnen sich in sensiblen Körpergebilden und laufen wider aus ins Unendliche, so daß niemals eine geschlossene Bildform entsteht. Aus dem künstlerischen Schaffensprozeß entsteht eine Imagination von der Erde-Kosmos-Beziehung der ätherischen Bildkräfte. / Die bildnerische Absicht gilt dem Auftreben und in-die-Tiefe-Tastn ("Mysterium", "Untertag"), dem Sich-Dehnen und Sich-Zusammenziehen ("Träne"), dem ft abstoßend Sich-Zerfasern und unheilvoll Sich-Rundenden ("Abend, "Unheil"). / "Es ist der geschärfte, halluzinierte Blick der Menschen in den Stunden großer Gefahr" (Werner Haftmann). Dieser Blick ist auch bei Frauke Migge zu spüren. / Vergessn seien auch nicht die gefühlvollen, feinen Zeichnungen (Traum I, II und III) mit den traumhaft-schwebenden Formen. Die Welt erscheint hier nicht als statisches Sein, sondern in einem dynamischen Werdezustand. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß sich oft eine gewisse Erstarrung und sterile Kälte in den Gemälden bemerkbar macht, was sich auch in dem ganz glatten Farbauftrag ausdrückt. Oft werden die Motive kaum differenziert, so daß der Eindruck des Eintönigen und kühl-Distanzierten beim Betrachter nicht zu vermeiden ist. « Prisma, Juni 1966, S. 16. (Sammlung Graver)

Barlissiade 66
» Die Galerie im CENTRE veranstaltet am 12. Juni 1966 eine Sammelausstellung moderner Grafik, Malerei und Bildhauerei in Barlissen. Da sich in Göttingen Räume von geeigneter Größe nicht finden ließen, hat die Galerieleitung das Angebot des Malers Michael Badura, in seinem Haus und einer Scheune eine Ausstellung zu veranstalten, gern angenommen. An der Ausstellung sind folgende Künstler beteiligt: Bayerle und Jäger (Bad Homburg), Eggers (Hannover), Buchleiter, Miosga (Kassel), Klomsdorff (Darmstadt), Dick (Braunschweig), Barl, Schoofs, Habben, Hinsch, Becker und Badura (Göttingen). / Die Eröffnung der Ausstellung findet am 12. Juni 1966 um 15.00 Uhr (bis 23.00 Uhr) in Barlissen statt. Anläßlich der Eröffnung gibt die Galerie ein Buch mit einer Erzählung von Hubert Fichte, illustriert von Gralf-Edzard Habben, in einer einmaligen und numerierten Ausgabe von 300 Exemplaren heraus. / Adolf Buchleiter, Dozent an der Werkkunstschule in Kassel, wird einen Experimentalfilm vorführen, außerdem ist eine Dichterlesung mit Adolf Muschg geplant, und D. Becker führt selbstkomponierte Werke elektronischer Musik auf. / Zahlreiche Künstler und Schriftsteller werden zur Eröffnung erwartet. Es erscheint ein Ausstellungskatalog. / Weitere Einzelheiten wollen Sie bitte nachfolgenden Veröffentlichungen in der Göttinger Presse entnehmen.« Prisma, Juni 1966, S. 16. (Sammlung Graver)

11.07.69, GT. Göttingen und die Kunst. Ein Vortrag im Kunstverein / Nachdem die Mitgleider des Göttinger Kunstvereins in mehreren Vorträgen Wissenswertes über die Kunstpflege in anderen Städten erfahren konnten, hielt ihnen im letzten Vortrag des Zyklus Dr. Hans Wille, Kustos der Univerisitätssammlung, sozusagen den Spiegel vor, als er über das Kunstsammeln in Göttingen sprach. Diese Stadt ist nicht ohne Kunsttradition, die Pflege dieser Kunst erfreute sich jedoch nicht immer der gleichen Beachtung. Als andere Städte noch lange nicht an öffentlichte Museen dachten, besaß Göttingen schon die jedermann zugängliche Kunstsammlung der Universität; seit dem 19. Jahrhundert wurde das Kunstleben durch die Vereinigung der Göttinger Kunstfreunde, durch Ausstellungen des Städtischen Museums, des Kunstvereins und in jüngster Zeit auch des Centres gepflegt. Überrangede Privatsammlung, auch überragende Mäzene sind bislang in Göttingen nicht aufgefallen. Ankäufe werden von dem Universitätskuratorium, dem Universitätsbund und der Klosterkammer finanziert. / Eine Großstadt kann nach der Meinung Willes nicht umhin, neben der Stadtplanung, der Kanalisation udn anderen dringenden Aufgaben auch den Bereich der optischen Erziehung der Menschen im Auge zu behalten. Auch im Rahmen der allgemeinen Erneuuerung der Universitätsbauten sollte man die Kunstpflege nicht vergessen. Hier bieten sich reelle Chancen, in einem Museumsneubau zwei fliegegn mit einer Klappe zu schlagen: Studenten, die eine größere Praxisnähe des kunstgeschichtlichen Studiums wünschen, köntnen an der Planung mitarbeiten udn so - schließlich werden sie später einmal in den Museen sitzen und ähnliche Probleme lösen müssen - am praktischen Beispiel lernen, was beim Museumsbau und -einrichtung zu berücksichtigen ist. / Bei dem Ausbau der Göttinger Kunstsammlung en muß man von Vorhandenem ausgehen.Das Publikum soll aufmerksam gemacht werden, durch Ausstellungen sehen lernen. Auch eine Universitätssammlung kann diese Aufgabe der Öffentlichkeitserziehung übernehmen. Daneben kann die Stadt, etwa durch das Ankaufen von Plastiken,ebenfalls einen Beitrag zur Kunstpflege leisten. Mit diesen beiden Instanzen sollte schließlich der Kunstverein zusammenarbeiten, der wechselnde Ausstellungen arrangiert. / Nach Ansicht Willes ließe sich der für diese Kunstpflege nötige Raum beschaffen,wenn mane ienn schon in den 30er Jahren entworfenen Plan verwirklichte, der einen Anbau an das Völkerkundliche Seminar vorsieht. Ein größeres Museum, in dem vielleicht auch das Kunsthistorische Seminar unterzubrignen wäre, hätte - in der Nähe des Theaters - einen günstigen Standort, es würde Universitäts- und Stadtviertel "verklammern" helfen. / Mit der Veränderung der Kunst muß sich stets auch das Museum verändern, wenn es nicht mit Grabeskälte das Publikum zurückschrecken will. Happenings und kinetische Objekte verlangen andere Räume als Tafelbilder. Hier könnte man allerdings einweden, daß sich die allerletzten Kunstrichtungen gerade gegen das "egoistische" Sammlen von Kunst wenden, indem sie Aktionen, Prozesse, Naturschönes zu Kunstwerken erklären. Vielleicht kann man eines Tages überhaupt nur nocha lte Kunst sammeln ... So kann jede betont auf die Zukunft orientierte Museumsplanung schon bald von den jeweiligen Kunstströmungen überholt werden - wie es beim Essener Folkwang-Museum geschah, das einmal als das Non plus ultra des modernen Museumsbaus galt. / Zum Abschluß wurden Dias nach Blättern aus der graphischen Sammlung der Universität gezeigt. Und die Zuhörer machten sich mit dem beruhigenden Gefühl auf den Heimweg, daß es mit der Kunst in Göttingen keineswegs schlecht bestellt ist.« mi Göttinger Tageblatt, 11. Juli 1969 (Stadtarchiv Göttingen

19.03.71, GA. Politische Grafik im "Centre": Nicht weit bis nach Vietnam / Göttingen. Den Kunstbegriff endgültig über die Klinge springen lassen? Das wäre eine Sache, eine Endlösung sozusagen. Eine andere Sache ist der Versuch, das verbrauchte Wort neu mit Sinn zu füllen und auf kaltem Wege den Getreuen von Kulturstadt und städtischer Kultur eine subversive Defintion an die feingliedrige Hand zu geben: "Kunst" ist nicht Anpassung, sondern Störung. / Von da ist es nicht weit bis nach Vietnam oder, seit die Amerikaner im glücklichen Verbund mit der Volkswirtschaft überall enu investieren, bis Kambodscha oder Laos. Was dies mit Kunst zu tun hat?. Sie ist neuerdings ständiger Begleiter der Menschen und sie geht dorthin, wohin die Menschen gehen. "Kunst" schwebt nicht mehr über den Wassern. Am Transport ins Diesseits sind seit langem vor allem Graphiker beteiligt, unter ihnen der Heidelberger Klaus Staeck, der zur Zeit im Centre "Politische Graphik" ausstellt. / Er ist ein Querulant mit direktem Vorsatz wie Peter Sorge, der inzwischen schon zu den Berühmten in der politischen Graphik zählt. Auch Peter Sorge hat vor eingien Monaten im "Centre" ausgestellt. Und man will dort vorerst auch weitermachen mit der Kunst, die sich nicht anpaßt, sondern stört, eine Perspektive, die hoffen läßt. / "Die Toten vom Mekong (Delta) beobachten die glückliche Landung von Apollo 13". So der Titel eines Blattes von Klaus Staeck, in dem er einen Zusammenahng zwischen Vietnamkrieg und Mondlandung der Amerikaner herstellt. Dies ist nicht nur der häßliche Amerikaner, sondern auch der Geschäftsmann, der an My Lai ebensogut verdient wie an den Luftsprüngen der Protagonisten auf dem Mond. In einer anderen Graphik (Siebdruck) von Staeck wird noch deutlicher, daß nach seiner Einschätzung sich im Mondstaub neben den täppischen Astronauten auch der Kapitalismus niedergelassen hat: Auf der tristen grauen Mondoberfläche steht eine kümmerliche amerikanische Flagge und eine riesige Coca-Cola-Flasche, raketenähnlich anstelle der Landesfähre. Sonst gar nichts. / Zur koffeinhaltigen Brause scheint Staeck ohnehin ein starkes Verhältnis zu haben: symbolträchtig wie er nun mal ist, muß der Sprudel immer wieder herhalten. So marschieren die Amerikaner in Vietnam in den Bildern von Klaus Staeck nicht unter einem guten Stern, sondern unter einem Coca-Cola-Stern, will sagen: Für den Imperialismus von Popkorn und gebackenen Bohnen. Doch auch Peter Stuyvesant (mit Angelhaken im Filter) und das deutscshe Hundefutter Pal (mit halbverhungerten Kindern aus der Dritten Welt im Hintergrund) taucht in der politischen Graphik im "Centre" auf. Reales aus der großen weiten Welt und die Kunst ist dabei. / Ansonsten bleibt Klaus Staeck im Lande. Nämlich in Nürnberg, wo in diesem Jahr der 500. Geburtstag des Altmeisters Albrecht Dürer bejubelt und gefeiert werden soll. Der Graphiker Staeck hat sich dazu was einfallen lassen und (vielleicht nicht ganz im Sinne der Veranstalter) die "Betenden Hände" mit Flügelschrauben versehen. Als Polemik gegen die deutsche Dürer-Euphorie hat Staeck noch andere Siebdrucke hergestellt. Eine Kopie etwa von Dürers Zeichnung "Mutter", das Portraät einer faltigen Siebzigjährigen, in großen roten Buchstaben mit der Aufschrift: "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?"« RAIMUND KUSSEROW Göttinger Allgemeine, 19.03.1971 (Sammlung Bodenstein)

27.04.1971, Göttinger Allgemeine. Kultur steht stets im Spannungsfeld von Künstlern, Interpreten und Konsumenten / Podiumsgespräch "Was heißt Kultur?" im Deutschen Theater / Göttingen. In Göttingens Kulturleben steckt scheinbar der Wurm. Einer, der es eigentlich wissen müßte, Dr. Heinrich Wurm, Aktiver in CDU und Kunstverein, formulierte das so: "Es will einfach nicht gelingen, Göttinger Bürger mehr für Kulturveranstaltungen zu interessieren:" Immer wenn göttingens (selbsternannte und sogenannte) Kulturschaffende an die schroffe Grenze ihrer eignene Wirksamkeit stoßen, breitet sich Ratlosigkeit aus. Niemand eigentlich findet eine einleuchtende Erklärung dafür, daß Göttingens hoch subventionierte Kulturinstitute immer weniger Bürger für das "Gute, Wahre und Schöne" zu gewinnen vermögen. Kulturstadt Göttingen - traditioneller Servis für eine kleine radikale Minderheit? / Gewiß: Es will einfach nicht gelingen. Am Sonntagabend wollte es erneut nicht gelingen: zur Podiumsdiskussion "Was heißt Kultur?" waren geschätzte fünfzig Aufrechte gekommen, davon mehr als zehn Kulturfunktionäre, denen das Thema offenbar auf den Nägeln brennt. Die Diskussion konnte deshalb ruhig aus dem Parkett des Deutschen Theaters in den Theaterkeller verlegt werden, wo Bier und Wein für manchen Diskussionsbeitrag entschädigten und wenigstens der Wirt von der Veranstaltung mit Sicherheit profitierte. / "Wir werden wahrscheinlich nicht weiterkommen", sagte jemand am Anfang. Tatsächlich wußte zunächst keiner, von welcher Seite dieses Thema von recht astronomischen Ausmaßes anzupacken sei. Doch schließlich gegen 20 Uhr 45 wurde fest zugebissen und nicht merh losgelassen. / Was ist Kultur? / Die Gegenfrage "Was ist nicht Kultur?" machte schnell allen deutlich, daß man ohne Einengung des Themas leicht aneinander vorbeirenden könnte. Deshalb wollte man sich nur um Kultur im engeren Sinne kümmern. Der Kulturdezernet der Stadt, Dr. Konrad Schilling, wollte in diesem Zusammenahng vor allem die idealistische Vorstellung von Kultur, wonach darunter alles "Gute, Wahre und Schöne" zu verstehen sei, über Bord geworfen sehen. Kulturelles müsse, so fand Architektin Luc Hildebrand, dem reduzierten Menschen helfen, sich voll zu entfalten. Humanität in diesem Sinne bedeute gleichzeitig eine Absage an den herkömmlichen Kulturbetrieb, der nach seienm Selbstverständnis nur die Bedürfnisse einer bestimmten Klasse berücksichtigt. / Für den Dirigenten des Göttinger Symphonieorchesters, Andreas von Lukacsy, war da alles einfacher: Was das Leben verschönert, ist Kultur. Weit weg von Umweltverschmutzung läßt der Dirigent geigen und blasen und befindet sich somit im vollen Einklang mit Vorstellungen und Praxis des Ohnesorg-Theaters. Glücklicherweise haben die Göttinger Theater und die meisten bildenden Künstler mit ihrem Kulturbeitrag doch mehr im Sinne. / Der Göttinger Kulturverwaltung, die durch Dr. Schilling vertreten war, durfte man für den Hinweis dankbar sein, daß dort auch Sub- oder Anikultur zur Kultur gezählt wird. Der angeblich weit verbreitete Ansicht, daß darunter vor allem Pornographisches zu rechnen sei, wollte man in der Diskussionsrunde nicht zustimmen, wenngleich manche wohl doch der von Stockhausen gefertigten Einordnung zustimmen mochten, daß es sich bei Subkultur um "nicht ganz gelungene Experimente" handele. So gesehen war das Rundgespräch am Sonntagabend selbst eine exemplarische Erscheinung aus der Subkultur. / Trotz mancher Sprachschwierigkeiten will man in der Göttinger Kulturverwaltung, so versicherte Dr. Schilling, die Produktionen aus der Subkultur nicht links liegen lasssen. Beim Kunstmarkt demnächst, der im übrigen der Forderung, die Kunst aus den geschlossenen Räumen zu zerren, Rechnung trägt, werden auch in der Anti- und Subkultur beheimatete Künstler ein gewichtiges Wort mitsprechen dürfen. Und das "Centre", Göttinger Zentrale einer (na, ja ) Gegenkunst, soll vielleicht wie die traditionellen Kulturinstitute subventioniert werden. Das wäre freiwlich ein Fortschritt. / Kulturstadt Göttingen? / Kultur, so befand ein Diskussionsteilnehmer, stehe im Spannungsfeld von Schaffenden, Interpreten und Konsumenten. Wenn man die oft annocierte "Kulturstadt Göttingen" an den Konsumenten messe, dann könne man Göttingen allerdings schwerlich "Kulturstadt" nennen. Denn bekanntlich dienen die von Steuergeldern finanzierten Kultureinrichtungen nur der Erbauung einer bürgerlichen Minderheit. / "Kulturstadt Göttingen" also nicht mehr als ein mühselig aufgebautes, von wirklichen Verhältnissen ungetrübtes Image? Künstler Badura fand sogar, daß der Aktion "Kulturstadt Göttingen" die "Bescheidenheit zum Programm" erhoben werde. Er will Experimente anstelle von Tradition sehen, eine Kultur, die sich nicht von vornherein ihres Erfolges sicher sein kann, Originalkultur statt trüber remakes. / Angesichts der Lage im Kulturbetrieb kann man sich in der Tat die bange Frage stellen: Soll man die Kultur oder die Bürger abschaffen? Oder soll man gar etwas verändern?« Raimund Kusserow, 27. April 1971, Göttinger Allgemeine (Sammlung Bodenstein)

02.06.71, Göttinger Presse.Vorschau auf den Kunstmarkt. / APEX mit "Fromage à Dürer" / Die 1. Göttinger Grafik-Edition mit Werken von Klaus Staeck / Göttingen (nh). Um eine ständitge Konfrontation mit künstlerischen Arbeiten bemühen sich in Göttingen seit langem ältere und jüngere Institutionen. Dem Kunstfreund bekannt sind die Ausstellungen des Kunstvereins Göttingen, der Galerei im CENTRE, des Deutschen Theaters und des Bundes Bildender Künstler, die alle unter erheblichen räumlichen Beschränkungen zu leiden haben. / Der Kulturstadt Göttingen fehlen nach wie vor Räumlichkeiten, die eine ständige und breitere Information über das gegenwärtige Kulturgeschehen erlauben. APEX, eine kleine Gruppe junger Kunstengagierter und -interessierter, hofft in Göttingen bald eigene Ausstellungs- und Kommunikationsräume zur Verfügung zu haben, um diesem Bedürfnis zumindest partiell zu entsprechen. Vorerst wird amn sich auf dem diesjährigen Kunstmarkt mit einer Auswahl assoziierter Künstler dem Göttinger Publikum vorstellen. / Jenseits der Kunstzentren Köln, Düsseldorf, München, Berlin - so die Initiatoren - besteht ein zunehmendes Interesse an aktuellen künstlerischen Bestrebungen: Provinz muß nicht Kunstprovinz bedeuten. APEX wird auf dem Gebiet der Editions-Grafik zunächst vorwiegend Siebdrucke und Radierungen junger deutscher Künstler anbeiten. Dieser nationale Rahmen soll jedoch in absehbarer Zeit durchbrochen werden. Durch überregionale Aktionen, unter ihnen Wanderausstellungen der Edition, hofft man, dem noch jungen Ruf der Kulturstadt Göttingen einiges an Gewicht beigeben zu können. // Grafik: Ein Blatt aus dem Mappenwerk "Fromage à Dürer" von Klaus Staeck aus Heidelberg, das jetzt in der Edition APEX erschienen ist.« 2. Juni 1971, Göttinger Presse (Sammlung Bodenstein)

02.06.71, Göttinger Tageblatt. Göttinger Kunstmarkt / »Rechtzeitig zum Göttinger Kunstmarkt hat sich die erste örtliche Grafik-Edition konstituiert. APEX, eine Gruppe junger Kunstengagierter, hat sich vorerst auf Siebdrucke und Radierungen junger deutscher Künstler spezialisiert, die auf dem Kunstmarkt gezeigt werden sollen, darunter die Dürer-Variationen von Staeck, aus Göttingen Badura, weiter um Beispiele zu nennen, Axel Dick, Dollhopf und Fongi. / Hervorgegangen ist die Edition im wesentlichen aus der alten Galerie im Centre. Künftig will man sich dort auf musikalische Experimente beschränken, während APEX hofft, bald eigene Ausstellungs- und Kommunikationsräume zur Verfügung zu haben. * Rundfunk und Fernsehen sind heuer in vertärktem Maße dabei. Der NDR bringt am Donnerstag in den "Funkbildern aus Niedersachsen" eine 12minütige Life-Reportage, das norddeutsche Fernsehen überträgt in der "Umschau am Abend" sieben Minuten Kunstmarkt auf den Bildschirm« Göttinger Tageblatt, 2. Juni 1971 (Grafik: »Dürers Mutter in der Variante von Staek gehört zum Angebot der neuen Göttinger Edition«) - (Sammlung Bodenstein)


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Diese Seite dokumentiert die Tätigkeiten der Galerie im Centre, Göttingen. Ausgangspunkt ist das Verzeichnis der Veranstaltungen der Galerie, das von Heinz Raumschüssel für den ersten Almanach erstellt wurde, für den zweiten und dritten Almanach - zuletzt von Udo Breger erweitert wurde. Dieses Verzeichnis wurde am 18. August 2021 digitalisiert. Es folgten .html-Zwischenstände am 27.8., 3.9., 11.9., 15.9. und 10.10.. Anschließend ruhte die Arbeit, ehe am 25. Januar 2022 die Seite schließlich unter kulturmaps.de/centre veröffentlicht wurde - weiterhin als Arbeitsausgabe. Allmählich werden Anekdoten und Erinnerungen von Akteur:innen und Künstler:innen veröffentlicht, sowie Einladungskarten digitalisiert. Zur Zitierbarkeit der Seite werden alle Zwischenstände archiviert und bleiben abrufbar. Nutzen Sie bei einer Zitation also am besten den entsprechenden Arbeitsstand-Link. Die gesamte Seite ist ein sog. One-Pager, d.h. alle Inhalte befinden sich auf einem einzelnen .html-Dokument, lediglich Grafiken und weitere .txt-Dokumente befinden sich seperat. Dadurch fällt die Navigation teilweise etwas schwer, es wird immerhin kein neuer Tab/kein neues Fenster geöffnet, sondern lediglich auf der einen Seite hin und hergesprungen. Sie sehen in ihrem Browser-Eingabefeld dann entsprechende Anker-Links (kulturmaps.de/centre#ankerlink). Diese Links können Sie ebenso zitierten (z.B. kulturmaps.de/centre#almanach2.

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